Dramaturgie ist eine Orientierungshilfe, ein Türöffner und Impulsgeber. Theatrale Gestaltung findet statt...
...zu einem bestimmten Thema
...mit bestimmten Leuten
...zu einer bestimmten Zeit
...in einem bestimmten Raum
...aus bestimmten Gründen.
Als Reibungsfläche für die eigene theatrale Arbeit kann Folgendes bedacht werden: Jedes Theater-Projekt benötigt eine dramaturgische Kernfrage. Sie lautet auf der zu konkretisierenden Metaebene in Kürze:
Konkreter bedeutet das:
WARUM (Konkrete Gründe? Bezug zum Thema? Bezug zur Form? Intention?) wollen
WIR (Wer genau? Wer bin ich? Wer sind wir? In Abgrenzung zu wem?)
HEUTE (Wann? An welchem Tag, zu welcher Stunde, zu welcher Zeit, im Angesicht welcher gesellschaftlich-aktueller Problemkreise spielen wir?)
HIER (Wo? An welchem Ort, in welchem Raum, in welchem Gebäude, in welcher Stadt, in welchem Land spielen wir? Welche Auswirkungen haben Raum und Ort?)
WAS (Welches Thema, welches Problem berührt uns? Welches freie oder textgebundene Material wollen wir verwenden?)
AUF DIESE ART UND WEISE (Für welche Theater-Formen entscheiden wir uns? Welche ästhetischen Gestaltungsprinzipien und Kompositionsprinzipien wählen wir?) spielen, darstellen, zeigen, erforschen?
Diese Kernelemente sind eng miteinander verknüpft und überschneiden sich teilweise. Die Reihenfolge der Kernelemente ist variabel und impliziert keine hierarchische Wertung oder notwendige Chronologie. So kann es im Laufe des Inszenierungsprozesses sinnvoll sein, einen Aspekt der Kernfrage in den Fokus zu stellen (z.B.: Was wollen wir …? oder Auf welche Art und Weise wollen wir …?).
Um sich das eigene dramaturgische Denken, Handeln und Wirken bewusst zu machen, ist es wichtig, über praxeologische Prinzipien des Verständnisses der Dramaturgie nachzudenken. Erst die Reflexion ermöglicht einen Synergieeffekt für das eigene ästhetisch-künstlerische Gestalten. Patentrezepte, Methodenkästen und theatrale Trainingsmodule stehen dieser Intention konträr entgegen, transparent gemachte Prinzipien laden zur Auseinandersetzung ein. Der reflexive, kritische Transfer in die eigene künstlerisch-pädagogische Praxis muss vom User, von der Userin selbst erfolgen.